Monika Schönbacher – Frischenschlager

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In einem tiefen Rot zu versinken als würden Gischt und überschlagende Wellen eines blutroten Meeres hereinbrechen – Woge für Woge, um Atem ringend, mit rasendem Herzschlag, im Rhythmus eines Blutschwalls, eines unendlichen Meeres, dessen grün-blaue Wasser sich in dickflüssige Blutströme verwandeln … In großflächigen, geschwungenen Farbpartien verteilt sich die Farbe über die Leinwand, in wellenartigen Schwüngen, in einem expressiven, verschwenderischen Duktus als Ausdruck eines „strömenden“ Elements. Die scheinbar amorphen, afigurativen Flächen, die sich hier ineinanderschlingen und überschlagen, sind jedoch im Grunde weder abstrakt noch ungegenständlich. Das materielle Referenzobjekt, das Dargestellte in Form der aufpeitschenden (Blut-)Wassermassen eines Meeres, sind ja im Grunde selbst eine „gegenständliche“ Materie. Würde man also die Arbeiten der Serie „Das rote Meer“ als abstrakte, ungegenständliche Malerei klassifizieren, so würde man die spezifische Charakteristik der vorliegenden Darstellungen ignorieren. In dem selben Sinne passt sich auch die malerische Geste, die Bewegung der Hand, den Formen des dargestellten Phänomens in großen, dynamisch geschwungenen, aber immer kontrolliert erfolgenden Pinselführungen an, wobei es nicht um die Sichtbarmachung der malerischen Geste geht (wie z. B. in der expressiv-gestischen Malerei) sondern um einen emphatischen Nachvollzug der Bewegungsformen der Meereswellen. Im Grunde ist also die Darstellung eines roten Meeres (vor allem bei der Arbeit „VI“) eher mimetisch-abbildlich als abstrakt und die Expressivität des Farbauftrags von Rot und Weiß verdankt sich mehr dem Impuls der Nachahmung der Bewegung des fluiden Elements des Wassers. Was hier den Anschein eines ungegenständlichen Darstellungsstils erweckt, ist gerade die Figuration, d. h. „Vergegenständlichung“ des Meeres. Obwohl die Ausdrucksintensität des Pinselduktus durch das leuchtende Rot des Meeres gesteigert wird, überwiegt hier nicht die expressive Ausdrucksqualität sondern der symbolisierende Aspekt – eine Farbsymbolik, die die ökologische Katastrophe anzeigt, die auch die Ozeane betrifft. Meere, die in Agonie liegen und die sprichwörtlich aus allen Poren „bluten“. Dieser expressive Symbolismus der Malerei Monika Schönbacher-Frischenschlagers zeigt sich auch in den weiteren Arbeiten zur Serie „Das rote Meer“. Während das Blau noch einen unversehrten Meeresrest indiziert, signalisieren die roten Flächen, die schwarze Randfläche sowie das schwarze Orthogon bereits die gefahrvolle Bedrängnis. Die geometrischen Formen könnte man auch als Sinnbilder der menschlichen „Vernunft“ und des technischen „Fortschritts“ sehen, die angesichts der Umweltzerstörung offensichtlich nicht viel mit Vernunft zu tun haben. Die Serie „Das rote Meer“ ist eine leidenschaftliche, expressiv-symbolische „Verbildlichung“ des ökologischen Zustands der Natur und auch ein malerisches Plädoyer an „unsere Vernunft“, „unsere Vernunft“ nicht nur zur Zerstörung der Natur zu verwenden. Die künstlerische und malerische Qualität der Arbeit bzw. deren Ästhetik sollte nicht über die wenig ästhetische Aussage hinwegtäuschen – im Gegenteil, der offene Widerspruch zwischen Bildästhetik und Bildaussage sollte Anlass dafür sein, unser Handeln mit unserem ästhetischen Empfinden in Einklang zu bringen.