Claus Rudolf N. Reschen

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In den Arbeiten Claus Rudolf N. Reschens begegnet uns eine kryptographische Welt, eine symbolische Rätselschrift, die meist nur unter Anleitung ihres „Autors“, also des Malers selbst, zu entschlüsseln ist. Bild- und Zahlensymbolik überkreuzen sich in einem überwiegend graphischen Duktus und entfalten eine Erzählung, ein narratives Geflecht, das kleinste Details mit dem Bildganzen korrespondieren lässt. Die thematischen Motive seiner „Kryptologie“ bezieht Reschen aus der mythologischen und politischen Geschichte, wobei die mythologische und (aktuelle) politische Geschichte „überkreuzt“ und ineinander verwoben erscheinen, so dass sich die „Logik“ des einen historischen Verlaufs auch im jeweils anderen Entwicklungsmuster findet. Ausgehend vom Sinnbild des Gartens als Metapher des Lebens, der (gezähmten) Natur, schlicht des Paradieses wie es etwa im „Garten Eden“ christologisch vorgezeichnet ist, lässt C. R. N. Reschen eine Eisenbahn als Mäander durch diesen Garten fahren – eine Eisenbahn und deren Geleise als Indiz der Bewegung, der Entwicklung (der Menschheit?), des so genannten Fortschritts (des humanen und/oder des technischen?), der Entwicklung vielleicht des „geistigen Prinzips“, sicherlich aber des „Fortschritts“ der politischen Geschichte Europas: Die Geschichte der Europäischen Union findet sich in der Zahlensymbolik der Würfel, die die Summen 21 (man vergleiche etwa die Spinne) und 26 als Chiffren der (möglichen) Mitgliedsstaaten ergeben, symbolisch dargestellt – alles unter dem „Damoklesschwert“ der Signalverweigerung. Im Bild des „Kopf Bahn Hof“(es) markiert kein durchgängiger Geleisestrang mehr den Garten, die Geleise finden sich bruchstückartig verstreut, nicht einmal die Lokomotive selbst steht mehr auf Geleisen – Sinnbild eines Fortschritts, der in Brüche ging? Der „offizielle Abfahrt Leiter“ erscheint in Gestalt des ägyptischen Seelenbegleiters Anubis im Gewand eines Mauerwerks – einen siebenarmigen Kandelaber als jüdisch-christliches Symbol in Form verzweigter Geleisestränge wie ein Abfahrtssignal hochhaltend. In dem „standardisierten Herzen Garten“ erfolgt die Umkehrung des Gartens in eine (blut)rote Fläche, dieser chromatischen Inversion entsprechend mutierte das übliche Rot der Herzen in ein (giftiges) Grün. Im Zentrum befindet sich ein aperspektivisch geformter Würfel als Körperfortsatz menschlicher Beine und dessen Augensumme eine bedeutungsträchtige „6“ ergibt – die Zahl der Ordnung schlechthin. Und tatsächlich sieht der Garten insgesamt „wie geordnet“ aus. Geleisestränge (die seit „Auschwitz“ ja Symbol absoluter Unmenschlichkeit sind) umgeben die Einfriedung des Gartens, sie streben in den offenen Raum und enden an der Bildkante, nur ein linearer Strang führt zu einem Eingangsturm – auch dieser erweckt bestimmte Assoziationen. Eine rote Sonnenkugel schwebt „über“ dem Garten, unklar bleibt, ob sie als Symbol der Hoffnung oder des Weltenbrandes gelten soll. Und dennoch: Zwischen den verformten grünen Herzen lassen sich im Rot der Gartenfläche dreigliedrige, korallenartige Pflänzchen erkenn … Die piktogrammatische „Zeichenschrift“ Reschens entfaltet ein symbolisches Universum, das der Betrachter Schritt für Schritt decodieren muss. Stilistisch betrachtet entspricht der graphische Duktus, indem er sich auf die Fläche und eine Stilisierung des Figurativen konzentriert, dem Grundprinzip aller Symbolik – je stärker die Stilisierung und Abstrahierung, umso stärker kann auch der symbolische Gehalt sein. Derart knüpft Reschen nicht nur inhaltlich (Mythologie) sondern auch formal an der Typologie des Symbolischen an. Ihr heute gegebener ästhetischer Reiz (wie der aller Stilisierung und Abstraktion) entspringt nicht zuletzt der Überreizung durch technogene „realistische“ Bilderfluten.