Regina Moritz

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Unter dem Motto, dass „ein Tag ohne Bild kein Tag“ sei, „notiert“ Regina Moritz ihre täglichen Eindrücke, Erlebnisse und Reflexionen seit Jahren in skizzenhaften „Tageszeichnungen“ – gleichsam als Tagebuch in bildlichvisueller Form. Das Medium der Zeichnung, d. h. der bildlichen Repräsentation betont dabei – im Gegensatz zu einer sprachlich-narrativen „Aufzeichnung“ und Erzählung – den einzelnen „Moment“ eines „Geschehens“ und verleiht diesem „Dauer“. Handlungs- und Ereignisabfolgen werden zu einem „angehaltenen“ Augenblick, weil die zeitliche Sukzession in bildlicher Form nicht dargestellt werden kann. Das graphisch-malerische Bild ist in diesem Sinne immer eine gewisse „Dekontextualisierung“ der temporalen Verlaufslogik, so dass sich dieses Medium auch besonders für eine Strategie der De- und Rekontextualisierung (wie es von Regina Moritz mit ihren Tagesbildern intendiert wird) eignet. Diese „Grundeigenschaft“ des graphisch-malerischen „Notierens“ von Tagesereignissen wird auch zur Basis der De- und Neukontextualisierungen in den künstlerischen Arbeiten von Regina Moritz. Die über Jahre entstandenen Bildnotizen werden gesammelt, weggeräumt und wieder hervorgeholt – eine Vorgangsweise, um die ursprünglichen Zusammenhänge und Kontexte aufzulösen und neue Zusammenstellungen zu ermöglichen – nunmehr allerdings nicht mehr unter inhaltlichen Aspekten, sondern primär in formaler Perspektive. Die aus den kopierten Tagesbildern neu geschaffenen Zusammenstellungen (es handelt sich um Kompositionen aus jeweils neun Tagesbildern in quadratischer Gesamtanordnung) folgen jetzt rein formal-ästhetischen Kriterien. Die Aufmerksamkeit der Künstlerin liegt ganz auf jenen Formstrukturen, die sich aus den neuen Zusammenstellungen ergeben. Die Künstlerin versucht auf diese Weise, ihre gesammelten graphischen „Notizen“ immer wieder neu und vor allem mit jeweils „anderem Blick“ wahrzunehmen. Um die ursprünglichen Originalzeichnungen auch für weitere „Bildfindungen“ zur Verfügung zu haben, arbeitet die Künstlerin auch mit Fotokopien – so stehen die Tagesbilder im Grunde für unendlich viele Neuarrangements zur Verfügung, sodass immer wieder neue, bis dahin „übersehene“ Aspekte in den Vordergrund treten können. Aus den jeweils kopierten und neu zusammengestellten neun Tagesbildern werden schließlich auch Fragmente „herausgerissen“ und „foliert“ in neuen Kompositionsgefügen angeordnet –bestimmende formale Faktoren (Linienzüge, Bewegungselemente, Flächenformen etc.) werden zu Impulsen, denen die Künstlerin im weiteren malerischen Prozess „nachspürt“ und völlig neue Bildgestaltungen kreiert. Dabei beschränkt sie das malerische „Farbspektrum“ jedoch auf die Skala der unbunten Farben, d. h. auf Schwarz, Weiß bzw. die verschiedenen Grauwerte, da der Gebrauch von bunten Farben in ihren Augen zu sehr von formalen Eigenschaften und Strukturen, die sie vor allem mit der Linie auszudrücken versucht, ablenken würde.