Hans Jandl

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Pischelsdorf 348
Austria-8212 Pischelsdorf

Die Bildsprache Hans Jandls beschäftigt sich nun schon seit einiger Zeit mit dem Motiv eines „stählernen“ Schiffes, dessen einfache Konstruktion der Falttechnik jener Papierschiffchen entnommen ist, das Kinder gerne als Spielobjekt benutzen. So fertigte Hans Jandl bereits 1994 für eine Ausstellung in Holon, Israel, eine ganze Schiffsflotte mit dem vorausschauenden Titel „Hannibal schifft ins nächste Jahrtausend“ an – allerdings damals aus einem überraschend biegsamen Bleiblech, dessen materiale und „malerische“, d. h. chromatische Qualität, ihn seitdem fasziniert. Das Motiv der geometrisch stilisierten Schiffe fand Eingang in seine malerische Sprache, oftmals ergänzt durch ebenso stilisierte und gleichfalls der Papierfalttechnik nachempfundene Flugzeuge, die etwa wie im vorliegenden Bild des „Flugzeugträgers“ den malerischen Bildraum dynamisch „durchkreuzen“. Stilisierung und Reduktion der Formensprache unterstreichen den symbolisch- narrativen Gehalt des Motivs – ein Symbolismus, der auch durch die Applikation der seitlichen „Blei-Bordüre“ verstärkt wird, da dieses Material die in den Schiffs- und Flugzeugmotiven implizierte symbolische Ambivalenz zusätzlich betont. Nicht zufällig entfaltet Jandl eine suggestive Polysemie des Bildmotivs zwischen den Polen von Spiel und Krieg, die oft fließend ineinander übergehen: Die Differenz zwischen einem Krieg im Spiel (einem „gespielten“ Krieg) und dem Spielerischen des Krieges ist oft nicht feststellbar und mutiert nur allzu schnell zum Krieg als Spiel. Im Falle des Materials „Blei“ zeigen sich analoge Bedeutungsnuancen. Blei wird einerseits als Strahlungsschutz verwendet und gleichzeitig ist es selbst höchst toxisch, ebenso wie es die Kategorien der Härte und der Weichheit (der Biegsamkeit im Falle des Bleiblechs) in sich vereint. Darüber hinaus ist Blei als Farbzusatz verwendbar und es besitzt selbst „malerisch-farbliche“ Effekte, die vor allem in Form natürlicher Oxydationsprozesse bzw. durch die Lichtbrechung an der Oberfläche evident werden und die in Verbindung mit der gemalten Fläche auch die chromatische Qualität des Bildes entscheidend modifizieren. Neben diesen thematischen Aspekten zeigen die vorliegenden Arbeiten auf malerisch-formaler Ebene teilweise ein Aufbrechen der von Jandl oft großflächig und malerisch meist sehr homogen gestalteten Flächen – dies zeigt sich sowohl hinsichtlich des gestischen Malauftrags und der damit verbundenen „Malspuren“ (vgl. „Flugzeugträger) als auch in Bezug auf die Farbkomposition und die Aufteilung der jeweiligen Farbpartien (vgl. vor allem „Mensch – Dreaming“). Schlieren abtropfender Farbe, schattierende Stellen, die die Pinselführung erkennen lassen und wässrig-transparente Übermalungsspuren ergeben eine gelockerte farbliche und räumliche Strukturierung, die den geometrisch-symbolischen Charakter des Schiffsmotivs gestisch-expressiv ergänzt. Dem entspricht auch die Arbeit „Mensch – Dreaming“ – allerdings weniger auf der Ebene des gestischen Duktus als vielmehr hinsichtlich der Art der verwendeten Farben und der ihnen zugewiesenen Flächen. Die Primärfarben Rot – Gelb – Blau zeigen kaum malerische Auftragsspuren, so dass die Eigenqualität der Farbe stärker wirkt als die malerische Geste. Und dennoch spielt bzw. experimentiert Jandl auch hier mit den spezifischen Wertigkeiten des Farbauftrags – eher lasierende Farbflächen stehen einem pastosen, in „Kreuzflechttechnik“ gemalten Gelb des zentralen und dominierenden Bildraums gegenüber. In diesen ordnet sich schließlich seitlich die „ausfransende“, mit einem leicht abgedunkelten Ocker grundierte Figur ein. Wie in der Arbeit „Mädchen“ betont Jandl hier wieder verstärkt die Figuration und die graphische Linie, wobei Linien und Figuren aber Teil der malerischen Fläche bleiben und nicht in einer abgelösten, autonomen Körperlichkeit konzipiert sind. Die stilisierte Linienführung, die einzelne Körperteile oftmals nur andeutet sowie die gebrochene und auch farblich abgeschwächte Konturierung „entwickelt“ die Figuren gleichsam aus der Tiefe der Farbe heraus – Farbe, Fläche und Figuren bilden derart eine Einheit und zerfallen nicht in isolierte Einzelelemente. Die angedeutete sparsame Gestik der Figuren entspricht diesem malerisch-graphischen Schwebezustand, der die Figuren zwischen gegenständlicher Eigenständigkeit und Verhaftetheit im Farbgrund „traumartig“ und ephemer zur Erscheinung kommen lässt.