Ewald Gynes

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Austria-A-8020 Graz

Ewald Gynes näherte sich dem Thema der Künstlerklausur zunächst über eine auf den ersten Blick vielleicht überraschende Auseinandersetzung mit dem Material „Erde“ als Form, wobei für ihn Erde und Form Sinnbilder des Phänomens „Leben“ manifestieren, deren Spuren er als „Erdgravuren“ u. a. mit Beton ausfüllte, um derart Erdabdrücke zu erhalten. Der thematische Bogen zur Malerei und Photographie ergab sich für ihn über das Motiv der „Aussparung“ und Lochung („Erdlöcher“), das ihn in Form der gelochten EDV-Platten zu intensiven Experimenten mit Licht- oder besser „Loch“-Effekten in der Malerei und Photographie führte. So integrierte er den Effekt der Plattenperforierung in eine Mal-Textur, deren verwobene Schichtungen ein leuchtendes Lichtweiß aus der Tiefe des Bildes erstrahlen lassen. Die Aussparungen der EDV-Platte werden zu punktuellen, gesprenkelten „Lichtblitzen“, die das abdeckende, schwere Rotbraun in eine gewisse Brüchigkeit überführen und diese Schwere auch weitgehend aufheben. Die „Tiefe“ des Bildes scheint so nicht in ein verdunkelndes Braun getaucht zu sein sondern im Gegenteil aus einem die Tiefe des Raumes erfüllenden und diese „Verdunkelung“ aufbrechenden Licht zu bestehen. Die photographischen „Luminationen“ lassen ebenfalls räumliche und teilweise sogar futuristisch anmutende gegenständliche Assoziationen aus der Arbeit mit verschiedenen Belichtungsszenarien entstehen. In diesen photographischen Arbeiten steht vor allem die experimentelle Erforschung der Faktoren der „Beleuchtung“, der „Belichtung“ und der „Belichtungszeit“ (Mehrfachbeleuchtung, Hinterleuchtungen etc.; Mehrfach- und Dauerbelichtungen usw.) sowie das Ausloten von Schärfe- bzw. Unschärfeeffekten im Vordergrund. Analog zur malerischen Technik der Schaffung räumlicher Strukturen durch die mehrschichtigen Farbaufträge lässt Ewald Gynes auch hier in einem vielschichtigen photographischen Prozess räumliche Gebilde bzw. eigentlich nur den Eindruck räumlicher Phänomene entstehen. Dabei intendiert er keinesfalls die „Darstellung“ spezifischer und damit identifizierbarer Raumformen – ihn interessiert primär die Hervorbringung eines räumlichen Eindrucks mit abstrakten Mitteln. In diesem Sinne ergeben sich „offene“ räumliche Topographien, die auch für die Interpretation durch den Betrachter offen sind. Die Verwendung der gelochten EDV-Montageplatten zeigt auch einen informationstheoretisch interessanten Aspekt, der bereits an den ersten Lochkarten erkennbar war und die Grundlage der Digitalisierung bzw. des digitalen Codes per se bildet. So wie eine einfache Lochkarte ihren Informationsgehalt paradoxerweise nicht durch den Prozess des „Hinzufügens“ erhält und speichert, sondern im Gegensatz durch die „Wegnahme“ materieller Substanz (die Lochung), so dass Information gerade darin besteht, dass Substanz bzw. Material fehlt, zeigt die von Ewald Gynes angewandte Technik ebenfalls, dass die eigentliche Information, aus denen seine Photographien ihre Effekte erzielen, primär aus den Löchern der Platte und nicht in deren Materialität besteht. Um die Positivität des Lichtes erscheinen lassen zu können, bedarf es im vorliegenden Falle der negativen Lochformen. Darin wiederholt sich das Ausgangsmotiv der Arbeit von Ewald Gynes während der Künstler-Klausur – er hatte die Reflexion des Themas ja mit dem „positiven“ Ausfüllen negativer Erdformen begonnen.