Der malerische Ansatz Klaus Gmosers ist einerseits klassisch und gleichzeitig doch auch in einem gewissen Sinne utopisch. Ausgangspunkt seiner malerischen „Sprache“ ist ja die mittlerweile klassische abstrakte Malerei, deren Gestaltungspotential ihm gleichsam die Freiheit gibt, „alles zu machen“. In einem beinahe existenziellen Sinne steht für ihn die Freiheit des malerischen Prozesses im Gegensatz zu Formen der gesellschaftlichen Normierung und Kontrolle. Allein schon mit diesem sozialkritischen Aspekt knüpft er an einen bestimmenden Faktor der sog. Autonomisierung bzw. Emanzipation – und dies heißt ja schon „Befreiung“ – der Kunst sowohl aus künstlerisch-traditionellen wie auch gesellschaftlichen Zwängen und Regelungen um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert an. Man sollte nicht vergessen, dass sich hinter dem Schlagwort „Der Kunst ihre Freiheit, der Freiheit ihre Kunst!“ nicht nur rein künstlerische Intentionen, sondern eben auch politische und teilweise revolutionäre Motive verbargen – und dies galt vor allem für die radikalsten Wegbereiter abstrakter Kunst wie W. Kandinsky oder Kasimir Malevitsch. Sie intendierten mit der Entwicklung neuer künstlerischer Ausdrucksformen auch eine Veränderung der bestehenden sozialpolitischen Verhältnisse. Vor allem ging es darum, die künstlerische Formensprache aus ihrem historisch „belasteten“, d. h. bürgerlichen Bedeutungsmustern zu „befreien“, um derart eine für alle (insbesondere für die benachteiligten sozialen Schichten wie das Industrie-Proletariat und den Bauernstand) „verstehbare“ Kunst zu schaffen. Es galt nicht weniger als den „Traum“ einer universellen Sprache mit Hilfe der Kunst zu suchen und wenn möglich zu verwirklichen – frei von allen historisch belasteten Elementen und Inhalten. So knüpfte W. Kandinsky am Modell der Musik an, da diese als eine Art „universelle Sprache“ galt, die unabhängig von Nation oder Bildungsstand für alle verstehbar sei – gerne wurde dafür die Metapher der „Seele“ und des Emotionalen in Anspruch genommen. Auch Arnold Schönbergs revolutionäre Kompositionstechnik der 12-Ton-Musik entspringt dieser Idee einer „Befreiung“ aus allen sozialpolitisch „reaktionären“ Mustern. Dass diese Vorstellungen und Konzepte bis heute eine unerfüllte Utopie geblieben sind, steht außer Frage – aber gerade deshalb ist auch jeder Ansatz der Kunst, der von den Vorgaben der Revolutionäre der klassischen Abstraktion ausgeht, per se auch in einem gewissen Maße die Utopie der „Freiheit“. Ein Aspekt dieser Utopie bestand und besteht noch heute in der „Befreiung“ von allem „gegenständlichen Gerümpel“ in der Malerei und Kunst insgesamt wie es K. Malevitsch forderte und auch in extremis vorexerzierte – bis ihn eben selbst die Vorgaben der „revolutionären“ Kommunistischen Partei (nach ihrer Machtergreifung) zur Aufgabe der radikalen abstrakten Malerei zwangen. Diese Konsequenz der Idee der „Freiheit“ von sozialen und politischen Reglementierungen für die Kunst – dass sie sich eben auch von aller vorgegebenen Gegenständlichkeit in ihren Ausdrucksformen befreien müsse – gilt auch für den künstlerischen Ansatz von Klaus Gmoser. Erst die „Verweigerung“ des Gegenständlichen, einer allzu konkreten „Dinghaftigkeit“ in der Darstellung setzt auch das ästhetische und gestalterische Potential der Formen frei. Erst dadurch entsteht die Möglichkeit, einerseits die „Eigenwerte“ der Gestaltungselemente wie andererseits auch eine veränderte Wahrnehmungs- und Verstehensform der „Welt“ auszudrücken. Die sog. „Wirklichkeit“ besteht ja – wie nicht zuletzt die Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaft belegen – in Wahrheit aus Strukturen, die für die menschliche Wahrnehmung zum überwiegenden Teil nicht zugänglich sind. Mit diesen konzeptionellen Voraussetzungen versucht Klaus Gmoser in eine Art „Dialog“ mit den malerischen Elementen und Impulsen zu treten – unter größtmöglicher Aufgabe bewusster Kontrolle sollen in einem dynamischen und prozessualen Wechselspiel aus Aktion und Reaktion die „Freiheiten“ und Möglichkeiten der malerischen Formfindung ausgelotet werden – auch als „Grenzerfahrung“ dessen, was Freiheit in utopischem Sinne bedeuten könnte.