Die Bild-Landschaften Walli Fellers scheinen auf den Betrachter bzw. die Betrachterin im wahrsten Sinne des Wortes „zuzustürzen“: unmittelbar, frontal. Die Reduktion jeder gegenständlich-räumlichen Tiefenwirkung auf eine pure „Oberfläche“ der Bildelemente begrenzt den Blick in seiner gewohnten Suche nach räumlicher Tiefe durch eine feste Sichtbarkeitsgrenze. Das Fehlen eines konstruktiven „Fluchtpunktes“ führt dazu, dass das Auge keinen dominanten „Orientierungspunkt“ findet und so über die Farbflächen wandern „muss“, von Bildelement zu Bild-element, um die stilisierten, auf einfache Grundformen reduzierten Bildsujets zu identifizieren. Obwohl oder vielleicht gerade vor allem weil der Farbauftrag durch mehrfache Übermalungen erfolgte, ergibt sich zwar eine gesättigte und im Tonwert gedämpfte, aber niemals reine Farbigkeit – auch dies ein Grund dafür, dass die Farben zwar haptisch „tief“, aber optisch „undurchsehbar“ wirken. Schon die Art des Farbauftrags emanzipiert das Dargestellte von jeder naturalistischen Gegenständlichkeit, um – zusammen mit der stilisierenden Abstraktion – einen eher symbolisch-expressiven „Stil“ zu ermöglichen. In die starre „Aufsicht“ (als Projektion der Grundrissebene) der Felder (etwa in den Arbeiten „Kukuruz, Korn und Kürbis“ sowie „Tu felix Styria“) sind ebenfalls stilisierte, aber in der Vertikalansicht dargestellte Elemente wie Pflanzen und Häuser sowie schematisierte, beinahe kindlich-naiv gezeichnete Wege und symbolische Chiffren (z. B. die Sichelform eines Mondes) eingebettet. Durch den Entfall der Tiefenebene reduziert sich alles Dargestellte auf die simultane Wahrnehmung zweier Raumachsen, die unserer perspektivischen Wahrnehmung auf diese Art niemals gegeben sind. Auch wenn diese Darstellungsformen aus anderen, vor allem nichteuropäischen Kulturkreisen oder auch aus der Entwicklungspsychologie des Kindes bekannt sind, ist doch eine Irritation der gewohnten Wahrnehmungsschemata zu verspüren – auch deshalb, weil jene Basisebene, die normalerweise durch ihre optische „Verkürzung“ den Tiefeneindruck vermittelt, nunmehr in eine vertikale Frontal-Ansicht „übersetzt“ ist. In diesem Sinne entfällt also nicht nur die perspektivische „Tiefe“ sondern vor allem die gewohnte Orientierung „im Raum“ – unwillkürlich verspürt man diese Verschiebung der Raumachsen als Irritation des eigenen „Standpunktes“. Da eine derartige Darstellungsform als Technik der Aufsicht bzw. der Frontalansicht im Grunde oft statisch wirkt, erfolgt eine Dynamisierung der Bildkomposition durch leichte „Schrägen“ bzw. durch verschobene „Bilddiagonalen“, die etwa auch als geschwungene Linie die orthogonale „Feldereinteilung“ durchbricht und so eine spannungsvolle Bewegtheit der Farbflächen begründet – verstärkt wird dies durch die unregelmäßigen „Einsprünge“ des bestimmenden Bildmotivs der in Farben „symbolisierten“ Ackerflächen gegenüber einem eher indifferenten „Umraum“. In der Arbeit „Fliegende Fische“ erhält das Bild seine Bewegungsspannung primär durch die Form einer überhängenden, in das offene Meer hinausragenden Felsklippe, die wie ein riesiger Schiffskiel aus dem Blau des Meeres emporragt und auf der eine Reihe aneinander gedrängter weißer Häuser beinahe über den Felsvorsprung zu stürzen droht – als wollten auch sie in das Meer der „fliegenden“ Fische eintauchen. Doch in diesem Meer befinden sich seltsame, nicht identifizierbare geometrische Gebilde – als solche müssen sie eher als menschliche Produkte, also als Abfall und als eine symbolische Anspielung auf die Bedrohung des Lebensraumes der Meere interpretiert werden.