Daque

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In einem tatsächlich viel-„schichtigen“ und sehr zeitintensiven Arbeitsprozess entwickeln sich die Architektur- und Landschaftsbilder des Malers Daque. Bei der Auswahl der Motive konzentriert sich der Künstler auf besondere Orte und Plätze. Allerdings verrät die letztlich abstrakte Bildsprache oft wenig von der „realen“ Erscheinungsform der ursprünglichen Bildmotive, obwohl der erste Schritt der Annäherung an die ausgesuchten architektonischen Objekte paradoxerweise in einer Art Kopierprozess besteht. Zunächst wird ein Frottage-Abzug des gegenständlichen Motivs, z. B. eines Wand-, Boden- oder Reliefobjekts, angefertigt und diese in ihrer Grundstruktur meist abstraktiven Oberflächen-Abriebe werden durch den Auftrag mehrerer Farbschichten (z. B. in Spachtel-Technik) weiter bearbeitet. In den vorliegenden Arbeiten wurde ein hochglanzbeschichtetes Spezialpapier verwendet, das die Leucht- und Glanzkraft der Farben je nach Auftragsintensität unterstützt bzw. verstärkt. Dass der Künstler die Frottage-Technik nicht in ihrer „realistischen“ Abbildlichkeit intendiert sondern primär auf signifikante Prägnanz- und Gestaltungsmuster abzielt, lässt zwar das ursprüngliche Objekt für den Rezipienten meist unerkennbar werden, erlaubt aber eine intensivere Auseinandersetzung mit den Tiefenstrukturen der mehrschichtigen Farbaufträge. Die chromatische Qualität und Intensität entwickelt sich dabei vor allem durch die sukzessiven Übermalungen, bei denen jede Farbschicht ihre Spuren in der nächstfolgenden hinterlässt, bis schließlich eine dem Maler entsprechende „Sichtweise“ entsteht. Und die Frage der „Sichtweisen“ ist auch das eigentliche Thema, mit dem sich Daque beschäftigt. Dem liegt vielleicht die Einsicht zu Grunde, dass die „Dinge“ nicht so erscheinen wie sie „sind“, sondern dass es unzählige Betrachtungswinkel gibt, die die „Dinge“ in ebenso unzähligen Nuancen erscheinen lassen. In dieser Hinsicht intendiert der Maler beim Rezipienten die Frage danach, wie etwas gesehen wird. Ist dem Betrachter einmal bewusst, dass den Bildstrukturen ein reales Objekt zu Grunde lag, so provoziert der Künstler die Frage der Erkennbarkeit und Erscheinungsweise des realen Sujets gerade durch seine Verweigerung einer trivialen Erkennbarkeit des Ausgangsobjekts. Würde man die Motive „hinter“ den Bildformen einfach in traditionell naiv-realistischer Manier erkennen, man würde niemals bis zur Frage der Sichtweisen vordringen. So aber wird eine eindeutige Identifizierung verweigert und die materiale und chromatische Qualität der Bilder selbst kann zum Gegenstand und Motiv der Bildbetrachtung werden. Die Auseinandersetzung mit dem Bild kann sich von der Frage, was gesehen und in Frottage-Technik „kopiert“ wurde zu jener weiter entwickeln, wie sich das Ausgangsmotiv im Bildartefakt zeigt. In diesem Sinne zeigen die Bilder Daques eben nicht nur etwas sondern charakterisieren sich vor allem dadurch, wie sie es zeigen! In einer sehr konkreten Bedeutung setzt der Maler hingegen die Idee eines „roten Fadens“ in den Bildern in Szene. Sinnbildlich ist der vorliegenden Serie die rote Farbspur eines Fadens eingearbeitet – als signifikanter Hinweis einer malerischen Programmatik, die der Künstler hier konsequent verfolgt hat. Ein roter Faden verbindet die einzelnen Arbeiten der gesamten Serie – ein bildlich-materieller wie auch ein ideeller.