Kennt man die jeweils eigenen Arbeiten der beiden Künstler Siegfried Amtmann und Hubert Lang, so weiß man: Gegensätzlicher könnte die Ausgangslage für ein gemeinsames Kunst-Projekt – zumindest hinsichtlich materieller und formaler Faktoren – wohl kaum sein. An einem Pol Siegfried Amtmann, der in seinen Arbeiten die „geordnete“ Abstraktion im formalen Bereich bis an die äußerste Grenze treibt, der meist auch die stoffliche und farbliche Qualität seiner Materialien in abgestuften Transparenz-Schichten aus Acrylglas erreicht bzw. „auflöst“, der Kunst nicht primär mit handwerklicher Tätigkeit, sondern eher mit kognitiv- intelligibler Reflexion verbindet, um so seine Bild-Skulpturen (im Sinne einer Überschreitung der zweidimensionalen Bildfläche in den dreidimensionalen, objektualen Raum) nach strengen konstruktiven Prinzipien zu gestalten. Hubert Lang hingegen geht vom Material aus, von „seinem“ Material.
Ein Material, das in flüssiginstabilem Zustand geschöpft, gegossen, geformt und gestaltet werden muss. Er arbeitet mit Hadernpapiermasse, jener rohen Papiermasse aus Fasern, die eine gallertige, träg-flüssige Substanz ergibt, in die er oft auch Fasern anderer Materialien einarbeitet, um verschiedenste Effekte zu erzielen.
Ein wesentlicher Faktor des Arbeitsprozesses ist dabei die Phase der Trocknung, die weitgehend unbeeinflussbar durch den Künstler ist und damit zahlreichen unvorhergesehenen, quasi natürlichen „Zufällen“ ausgesetzt ist. Diese sind dann aber ebenso Bestandteil des Werks wie die absichtlich vollzogenen Arbeitsschritte. Derart ergeben sich Objekte, die wie tonnenschwere Betonblöcke, Steinscheiben oder ähnliche „schwere“ Formen wirken – in Wahrheit aber kaum ein Gewicht aufweisen. Bei Abgussarbeiten (wie im Falle des vorliegenden Objekts) bleiben an den Kontaktflächen die Spuren des abgeformten Objekts oft an der getrockneten Papiermasse wie eine Patina haften.