Die Arbeiten Anja Schweigharts gingen ursprünglich von der zufälligen Erfahrung der chemischen Reaktionen einer Styroporplatte auf ätzende Flüssigkeiten aus. Unter Weiterentwicklung dieser Arbeitsprozesse entstand eine eigene Technik zur Bildgestaltung. Die mit Benzin und Maschinenöl „bearbeitete“ Styroporplatte besitzt durch die ausgebildeten Formen und Muster ästhetische Qualität – durch die Hinterleuchtung mit orangem Licht, das unterschiedlich stark durch die Platte schimmert, werden die aleatorischen Strukturen verstärkt sichtbar. Gerade die „Beschädigungen“ der Platte, die geätzten Gravuren und Verschmelzungen des Kunststoffes, werden durch das diaphane Licht zu plastischen Gestaltungen. „Dem Licht Platz zu machen, damit es durch die aufgebrochenen Strukturen dringen kann “ (A. S.) – dieser Gedanke erweist sich als gleichbedeutend mit der künstlerischen „Ur-Intention“, ungestaltetes Material zu gestalten, es zu formen und neue Wahrnehmungsmöglichkeiten zu erschließen. Die Veränderung des homogenen Kunststoffs erreicht Anja Schweighart schließlich durch ein weiteres „Lichtelement“, d. h. durch den experimentellen, aber doch weitgehend kontrollierbaren Einsatz von Feuer, mit dem sie Teile der Platte erhitzt und schmilzt und so spezifische Strukturen erzeugt. In einer der Arbeiten evoziert die durch gebogene Bambusstäbchen gebildete Korbform die Symbolik des Irdischen und Wachsenden (auch Glaubensvorstellungen), aus denen heraus sich das transmissive Licht entfaltet und den (aufsteigenden) „Weg“ zu einer zerzausten Feder weist – als Symbol der gelebten Freiheit, die auch ihren Preis hat.