Stefan Palavers Bilder sind „stille“ Bildwelten, unaufdringlich und zurückhaltend. Selbst in der Darstellung menschlicher Figuren erscheint die szenische Handlung, die Aktion, eher abrupt angehalten oder zögernd im Verlauf. Die dargestellten „Aktivitäten“ sind ohnehin meist Aktionen der Ruhe bzw. des Stillstands – liegende oder sitzende Figuren ohne jegliche Aktivität. Wird dennoch eine körperliche Handlung der Figuren angedeutet, so erscheint die Figur im Bildrahmen „eingezwängt“, wird von diesem beschnitten, so dass die eigentliche Dynamik gleichsam „aus den Bildraum“ gedrängt wird. Da die annotierte Handlung der Figuren nicht erkennbar wird, reduziert sich die Darstellung gleichfalls auf eine „nur“ angedeutete Handlung, die „im Bild“ nicht ausgeführt wird – die „Bedeutung“ der Körperhaltung bleibt unausgesprochen, nicht dechiffrierbar, im wahrsten Sinne des Wortes nicht „im Bilde“ abgebildet. Sehr oft verzichtet Stefan Palaver ohnehin auf jegliche Darstellung einer Figur und präsentiert Raumausschnitte mit vereinzelten Mobiliarobjekten – Stühle oder Tische als Utensilien menschlicher Nutzung, aber eben ohne deren Benützer. Diese alltäglichen Gegenstände erscheinen, da ihnen jede Funktionalität in ihrer Vereinzelung entzogen ist, eher als Symbole ihrer selbst – an der Grenze zur Empfindung, dass die Existenz dieser Objekte – jetzt, hier, im Bild – völlig sinnlos und absurd sei. Räume und Gegenstände der Darstellung wirken wie die Bühnengestaltung eines absurden Theaterstücks. Die Konstruktion der Raumdarstellungen ist durch eine starke perspektivische Verengung ausgezeichnet – entweder setzt sich der Raum in einer in die Tiefe führenden Öffnung schier unendlich fort, einen nicht fixierbaren Fluchtpunkt suggerierend, oder der Raumausschnitt schließt sich in einer abrupten Zusammenführung der Raumflächen, so dass der Blick in einer Ecke des Raumes sprichwörtlich sein Ende findet (vgl. „K6“) und im so „vekürzten“ Raum „gefangen“ wird. Schon durch die Wahl der Raummotive, die sich auf Interieurs beschränkt, bleibt es dem Blick eines Betrachters versagt, sich diesem nach innen gekehrten „Blickzwang“ zu entziehen – selbst da, wo die Darstellung des Raumes aufgebrochen ist und in eine Tiefe zu führen scheint: Es gibt kein außerhalb des Innenraums in den Bildwelten Stefan Palavers. Die Ruhe und Starrheit der Szenen und die Konzentration auf unmotiviert anmutende singuläre Möbelstücke erinnert letztlich an die symbolische Verdichtung der „Pittura metaphysica“ – die Vereinzelung der Gegenstände lässt sie, wie bereits angedeutet, zu Symbolen ihrer selbst werden, ebenso in sich gekehrt wie die menschlichen Figuren, die eine beinahe existenzielle Apathie in ihren emotionalen Augenblickssituationen repräsentieren. Dieser symbolistischen Tendenz entspricht auch der malerische Impuls, der oft eine formal variierende Umsetzung gleicher Motive sucht und weniger an einem sich verändernden Geschehen interessiert ist – so ergeben sich oft Bildserien, die ein und dasselbe Motiv von verschiedenen Seiten malerisch thematisieren oder die sich etwa auf die malerische Qualität einer Farbe (z. B. der Farbe Gelb) stützen. Dem entsprechend ist das Dargestellte, die „Szene“, oft nur eine Art Gerüst des eigentlichen Inhalts, der sich in oft unscheinbaren Aspekten verbirgt.