Ausgehend von einem Song der Pop-Gruppe REM setzt sich Eva Schuster mit dem Phänomen des Lachens und der Heiterkeit als menschliche Ausdrucksform auseinander. Diese scheinbar so alltägliche und selbstverständliche emotionalexpressive „Handlung“ birgt ja bei genauerer Betrachtung vielschichtige Ambivalenzen, vor allem aber erweist sich das Phänomen des Lachens als primär kulturell codiertes Phänomen mit einer nicht zu unterschätzenden Funktionalität innerhalb des Regelmechanismus der sozialen Interaktion und Kommunikation. Lachen ist zumeist weniger ein Ausdruck natürlicher Spontaneität als vielmehr eine symbolische Form auf der Ebene des sozialen und konventionellen Habitus. So muss jede phänomenale Analyse des menschlichen Lachens dem seit der beginnenden Neuzeit gültigen dualistischen Schema von Innen und Außen, von Sein und „Schein“, von Wahrheit und (möglicher) Täuschung folgen. Gilt das Lachen als äußerliches Zeichen eines verborgenen (emotionalen) Innen des Menschen, so schleicht sich sofort der Verdacht ein, dass die nach außen und damit für die anderen sicht- und hörbaren Zeichen nicht notwendig auch ein unverfälschter Ausdruck des menschlichen Empfindens und Denkens seien. Dieser Dualismus eines wahren Innen und der täuschenden Zeichen nach außen, die ja das bloß Erscheinende sind, prägt alle Konzepte des menschlichen Ausdrucksverhaltens. Auch Lachen kann fataler Weise als bewusste Täuschung inszeniert werden und verkommt so zum „Gelächter“, zum sprichwörtlich „aufgesetzten Lachen“. Eine besondere Form des Lachens bzw. des Gelächters, das Eva Schuster mit ihren Arbeiten thematisiert, bildet das so genannte „sardonische“ Gelächter, in dem sich Aggression, ekstatische Hysterie, Hohn und gleichzeitig Hilflosigkeit zu einem abschreckenden, hysterischen emotionalen Ausbruch vermengen. Sardonisch lacht, wer anderen nichts Gutes tut, der aber weiß, es hätte auch ihn treffen können – in diesem Sinne ist es eher Ausdruck eines Schreckens, der in (vorläufige) Erleichterung kippt. Die archaisch-mythischen Wurzeln des sardonischen Gelächters liegen einerseits in einem karthagischen Opferritual, bei dem die Opfer verbrannt wurden und ihr Todeskampf als Gelächter interpretiert wurde und andererseits in einem auf Sardinien gepflegten Brauch der Tötung alter Menschen, die mit sardonischem Gelächter begleitet wurde. Für beide Ursprünge des Begriffs eines „sardonischen“ Gelächters ist der paradoxe Umschlag des Schrecklichen und Grausamen in das scheinbare Gegenteil als Verdrängungsund Kompensationsmechanismus kennzeichnend. In extremen emotionalen Situationen kann (befreiendes) Lachen eben nicht nur Indiz einer heiteren und glücklichen Entspannung sondern im Gegenteil die (hysterische) Reaktion auf psychisch und kognitiv nicht verarbeitbare Geschehnisse sein – hierin erweist sich Lachen als katatonische Reaktion des Körpers, als völlige Enthemmung, als fehlende sozial-habituelle Kontrolle. Nicht zufällig findet man derartige paradoxe Reaktionen vor allem in Fällen der Hysterie oder bei Kindern, deren soziale Normierung noch nicht gefestigt ist. Kinder (aber auch so mancher Erwachsene) zeigen nicht selten diese Ambivalenz, die zwischen Lachen und Weinen zum Ausdruck kommt – sie können (noch) vor Freude weinen und aus Schmerz lachen. Wenn, dann kommt in diesen paradoxen Erfahrungen und Expressionen noch ein wahres Innen in völliger emotionaler Spontaneität zum Vorschein. Als kulturell codiertes Kommunikationsphänomen verkommt das Lachen nur allzu oft zu jener Pseudo-Heiterkeit, die Eva Schuster mit ihren beinahe physiognomischen Lach-Studien subversiv veranschaulicht. Die in ein verengendes Flächenformat gezwängten Ansichten lachender Gesichter zeugen sowohl von einer gespielten und verkrampften „Heiterkeit“ wie auch von der darin mitschwingenden „sardonischen“ Aggressivität. Diese Gesichts-Mimiken mit den dominierenden Zähnen verraten einen weiteren Ursprung des Lachens – jenen des abschreckendaggressiven Aktes des „Zähnefletschens“. Diese Ambivalenz eines verkrampften, aufgesetzten Lachens und einer angstneurotischen Aggression wird von Eva Handler im Ritzen des Schabkartons als analoger Aggressionsakt und durch die holzschnittartige Stilisierung expressiv umgesetzt. Dabei erhalten diese teilweise schon fratzenhaften Gesichter auch eine beinahe knochengewebsartige Struktur, die durch den Leuchteffekt der phosphoreszierenden Folie verstärkt wird. Eva Handler inszeniert die schonungslose Entlarvung des inszenierten Lachens – eine Bildserie mit Motiven zwischen Katatonie und purer Aggression.