Carola Deutsch empfindet die Malerei als das ihr adäquate Ausdrucksmittel. In expressiven Gesten umreißt sie die Gesichtszüge von Frauen, die sie als „Ikonen“ bestimmter Zeitabschnitte stilisiert. Diese malerisch-figurative Stilisierung, mit der sie den jeweiligen „historischen“ Typ „Frau“ repräsentieren möchte, entspricht dabei dem Umstand, dass ja vor allem das „Bild“ der Frau immer eine besondere kulturelle Stilisierung erfährt und in sexistisch-patriarchalen Gesellschaften mit signifikanten „idealtypischen“ Merkmalen versehen wird. Diese kulturelle „Codierung“ des Weiblichen schwankt dabei zwischen „Überhöhung“ und Erniedrigung bzw. Benachteiligung. Als verführerische Schönheit ist die Frau Objekt der männlichen „Begierde“ – als „Mutter“ wird sie verehrt, als „restliche“ Frau ist sie noch immer nur billige Arbeitskraft. Das aufkommende Selbstbewusstsein der Frau findet sich im Typus der 50er- Jahre noch weitgehend auf ihre sexuelle „Funktion“ beschränkt – mit „prallen“ Brüsten, deren Formen durch die Darstellung des weiblichen Oberkörpers im Profil hervorgehoben werden, wirft diese „Frau“ dem Betrachter einen herausfordernden Blick zu – im Wissen darum, Objekt der Begierde zu sein – gleichzeitig aber auch als Opfer der sozialen „Verpflichtung“, dieses Begehren auch selbst hervorzurufen. Das soziale „Rollenverhalten“ lässt keine Verweigerung dieser „freiwilligen“ Selbstinszenierung und Erniedrigung zum bloßen Sexualobjekt zu. Als wollte Carola Deutsch diese ambivalente Selbstinszenierung symbolisch andeuten, erscheint das Portrait auch in die Bildfläche „eingezwängt“, umgeben von einem wulstig-barocken, aber eben auch beschädigten Bilderrahmen. Diese gerahmte Ikone der Weiblichkeit erweist sich damit als vergangene, veraltete historische Epoche – und dennoch bleiben Grundzüge dieser spezifischen Idealisierung auch in folgenden Dekaden erhalten. Nicht zufällig hebt in einer weiteren Portrait-Darstellung – diesmal in Frontalansicht – die Figur ihre Brüste und scheint sie dem Betrachter durchaus „aggressiv“ entgegenzuhalten – als wolle sie den lüsternen Blicken das Begehrte „trotzig“ anbieten. Und tatsächlich – die aggressive (scham- und tabulose) Entblößung der weiblichen Brüste war nicht nur in historischen Kulturen oft ein Akt der Aggressivität gegenüber dem Feind, ihre offensichtliche Zurschaustellung war in manchen feministischen Protestaktionen eine jener „emanzipatorischen“ Gesten, die das männliche Selbstverständnis „herausforderten“ und verunsicherten. Der abstrakt-expressive, durchaus „verschmierte“ Hintergrund dieses weiblichen Portrait-Torsos verweist auf die sozial irritierende, aktive und verstörende Komponente eines veränderten Frauenbildes, das schließlich in den unverhohlenen Ausdruck der Wut und des Widerstands mündet – nun aber sind auch die dominierenden Sexualattribute der Frau – ihre Brüste – „aus dem Bild“ verbannt (d. h. nicht dargestellt), als hätte sich (zumindest) das Selbstbewusstsein der Frau (wenn schon nicht das männliche „Frauenbild“) von einer Fixierung auf das Sexuelle befreit!