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Herwig Tollschein

+43(0)699 12103919
Liliengasse 14
Austria-8132 Pernegg

Herwig Tollscheins Arbeiten gehen von einer medienübergreifenden Problemstellung aus: Wie lässt sich Malerei in Druckgrafik „übersetzen“? Vor dem Hintergrund dieser Frage entwickelte Tollschein vereinfachte bildnerische Formen, die wie Schablonen für die Bildgestaltung verwendbar sind. Derart ergab sich zwar ein gewisses Formenrepertoire, dennoch „verengen“ sich Schablonenelemente letztendlich auf stereotype Formvariationen, die den potenziellen Gestaltungsraum zunehmend minimieren. So erwies sich die als „Transformationsprozess“ der Malerei in druckgrafische Formen entwickelte „Lösung“ in ihrer Auslotung der Formgebungsmöglichkeiten „als Gefängnis“ (H. Tollschein). In den vorliegenden Tuschezeichnungen zeigt sich primär die Konzentration auf elementare kubische Formen. Die Komposition wird in der oberen Hälfte durch leicht kurvig verlaufende, horizontale Bänder und dazwischen liegende Aussparungen gegenüber dem farblich dominierenden unteren Teil aufgelockert und kontrastiert. Erkennbar bleibt die Faszination des Grafikers an der Linie. Hingegen zeigt die Fassade des im Zentrum schräg nach hinten „fallenden“ Gebäudes scheinbar plötzlich abgebrochene Ausmalungen – als wäre die Farbfüllung bloß vernachlässigbare Dekoration. Auch im Blatt mit den Schriftelementen erfolgt eine Konfrontation mit der durch die Schablonierung verursachten Stereotypie der „Architektonik“ (H. Tollschein) des Schrift-Textes, die Tollschein durch zusätzliche grafische Formen aufzubrechen sucht. In der nicht mehr ungestört möglichen Lektüre des Bachmann-Zitats wird die Aufmerksamkeit auf die üblicherweise kaum bewusst wahrgenommene Selbstverständlichkeit der Schriftelemente als grafische Signifikanten gelenkt – erst jetzt können sie als grafische Formen bewusst wahrgenommen werden, unabhängig von der in der Schrift als „Sinn“ codierten Botschaft. Dazu muss die „Dominanz der Schrift“ – so H. Tollschein – als Medium des sprachlichen Sinnes „gebrochen“ werden – durch Überlappungen, Überzeichnungen, Versetzung, Durchstreichung, kurz Verfremdung. Der Weg weist voraus auf eine grafische Architektur, die die verschiedenen Elemente zu neuen und vielleicht überraschenden Formeinheiten verbinden könnte.