Dieter Kunz

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Austria-8010 Graz

In den Visionen von Dieter Kunz transformiert sich die Idee der Utopie in eine mittlerweile zur Realität gewordene Form der „Au-topia“ – also in Utopien der Mobilität, Beschleunigung und Geschwindigkeit, die im „Auto-mobil“ ja ihre signifikante Inkarnation gefunden haben. Übersetzt man den Terminus des „Auto-Mobils“ wörtlich, so kommt darin auch die eigentliche Bedeutung zum Ausdruck: Es bezeichnet einen „sich selbst bewegenden“ Mechanismus – im Unterschied zu dem bis zur Erfindung des Automobils geltenden Prinzip der sog. „metabolischen“ Bewegung (wie es der Geschwindigkeitstheoretiker Paul Virilio nennt), die dadurch gekennzeichnet ist, dass sie nur durch die Kraft eines (meist tierischen) Organismus zustande kommt. Zwar war durch die Entwicklung der Dampfmaschine und schließlich der Eisenbahn das Prinzip der (auto-)mechanischen Bewegung bereits vorgezeichnet, doch erst das Automobil „demokratisierte“ das auto-mechanische Bewegungsprinzip und machte es im Laufe des 20. Jahrhunderts zum (notwendigen) individuellen Alltags-„Werkzeug“ (aber auch „Fetisch“), das unsere Lebenswirklichkeit bis ins kleinste Detail prägt. Mit dem Medientheoretiker Marshall McLuhan muss man die These der Rückwirkungen bzw. Rückkoppelungen des „Mediums“ Automobil auf den Menschen und seine Verhaltensweisen in aller Radikalität formulieren: Das Automobil ist längst nicht mehr als bloße „Ausweitung“ (Extension) menschlicher Fähigkeiten (in diesem Falle des Gehens) zu verstehen – vielmehr ist der Mensch im Grunde zur willfährigen „Verlängerung“ des Automobils mutiert. Um es in aller Klarheit zu sagen: Der Mensch ist der Servomechanismus des Automobils – all unsere Verhaltensweisen, unsere Arbeits- und Freizeitgestaltung, unsere gesamte Art zu leben ist im Grunde dem Automobil angepasst. In diesem Sinne ist dem Grundgedanken der „Autopia“ von Dieter Kunz zuzustimmen: Wir sind moderne Nomaden – ob körperlich (als Pendler oder Touristen) oder im Denken. (Hier sei nur die allgegenwärtige Forderung nach sog. „Flexibilität“ erwähnt, an den Begriff des „multi tasking“ oder an den Slogan des „life-long-learnings“ erinnert – selbst Erlerntes, also „Wissen“, hat heute ein Ablaufdatum und muss durch neues und anderes Wissen ersetzt werden!) Als moderne Auto-Nomaden werden wir im Kokon eines sich verselbstständigenden technischen Objekts bewegt, das sich derzeit auch im bereits fortgeschrittenen Entwicklungsstadium eines auch „sich selbst steuernden(!)“ Bewegungsmechanismus befindet. Schon sind die Tage abzählbar, in denen nicht mehr das fehlerhafte Wesen „Mensch“ die Automobile steuert, sondern (fehlerhafte?) interaktive Softwareprogramme das Steuer übernehmen. Das Automobil tritt gegenwärtig aus dem mechanischen in das kybernetische Zeitalter ein. Für Dieter Kunz stellt die Formel 1-Technologie die Spitze dieser Auto-Evolution dar. In den malerischen „Portraits“ dieser Boliden kommt die grundlegende Motivation all dieser Entwicklungen zum Ausdruck: Letztlich geht es um die Steigerung der Geschwindigkeit bis zu einem absoluten Extremwert. Nicht ohne Ironie und etwas paradox mutet dagegen jener „Faros“ (Leuchtturm) an, der aus gepressten Autoschrottwürfeln als brüchige Säule emporragt – eine moderne Form (ägyptisch anmutender) Theophanie: errichtet aus industrietechnischem Schrott, reflektierenden Metallen und Leuchten, die zusammen mit der „vergoldeten“ Spitze den Autofahrern als Orientierungshilfe dienen soll.