Der als Gold- und Silberschmied ausgebildete und als Kunsterzieher tätig gewesene Künstler Walter Klug bedient sich in seinen Arbeiten einfachster graphischer Ausdrucksmittel – ein Bogen Papier und Buntstifte genügen, um seinen künstlerischen Intentionen Ausdruck zu verleihen. Beinahe lakonisch meinte er einmal, dass ihn der exorbitant gestiegene Goldpreis mehr oder minder dazu gezwungen habe, zu billigeren künstlerischen Materialien zu greifen und er so an frühere graphische Arbeiten anknüpfte. Die als Goldschmied erlernte „Feinmechanik“ der Hand ist auch in seinen graphischen Arbeiten unleugbar – es gibt dafür wohl nur einen geeigneten Begriff, der seinem spezifischen Duktus annähernd entspricht: Er „ziseliert“ die Oberfläche des Papiers mit den Stiften, als würde er Metall „gravieren“, so dass eine facettenreiche Textur feinster Schraffuren (vor allem in Kreuzschraffur-Technik) entsteht. Die unterschiedliche „Dichte“ der Kreuzschraffuren ermöglicht ihm bereits mit nur einer Farbe auch differenzierte Hell-Dunkel-Werte zu variieren, um daraus räumlich-plastische Wirkungen zu erzielen. Ausgehend von einer Grundlinie bzw. Grundform werden die weiteren Formgebungen sukzessive weiterentwickelt. Diese Grundformen sind vom Motiv des Aktes abgeleitet und bilden schließlich sehr oft biomorphflorale Gesamtkompositionen, die mit ihren „quillenden“ (W. Klug) Umrissen durchaus auch an eine barocke Formensprache erinnern – als wollte der Künstler damit eine Analogie zu sprichwörtlich „über-schäumenden“ morphologischen Phänomenen in der Natur annotieren. Während der grafisch-malerische Duktus im Farbauftrag eher zurückhaltend ist, stehen dem die üppig „quillenden“ Formen gegenüber. Aus diesem Spannungsmoment ergibt sich eine typische „Ambivalenz“ seiner Arbeiten, die auch in den fließenden Übergängen zwischen gegenständlich-konkreten und abstrakten Formelementen (die man meist auch als „Körperteile“ wahrnehmen kann und soll) gegeben ist. Daraus resultiert eine spürbare Mehrdeutigkeit der Assoziationen und Empfindungen, die durchaus beabsichtigt auch eine erotisch-sexuelle Konnotation besitzen. Der Künstler beginnt immer mit hellen Farben, die die grundlegenden Formgebungen determinieren und erste, „zarte“ räumlich-plastische Strukturen in sich verdichtenden Schraffuren bilden – erst danach werden dunklere Farben verwendet, wobei für ihn die bis zuletzt offene „Frage“, welche Farbe zur Anwendung kommen wird (z. B. ob die Ausgangsfarbe „Gelb“ etwa in das Spektrum von Blau, Grün oder in jenes der Brauntöne übergehen soll), für den Künstler zu den „Spannungsmomenten“ des malerischen Prozesses gehört – unabhängig von allen inhaltlichen Aspekten. Für den Rezipienten kaum wahrnehmbare „Nuancen“ des künstlerischen Arbeitens, etwa die Frage, ob die verwendeten Farben „lichtecht“ sind oder wie sie „hinter Glas“ wirken, werden zu zentralen Momenten seines Arbeitens.